Aufarbeitung: EKD-Studie ForuM

Forschung zu sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und Diakonie Deutschland

In dieser Woche, am 25. Januar 2024, wurde die so genannte ForuM-Studie („Forschung zu sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland“) veröffentlicht. Diese von der EKD in Auftrag gegebene und von den Landeskirchen finanzierte Studie war mit Spannung erwartet worden – und hat ein großes Medienecho ausgelöst. Nun liegt sie vor – und hat viele enttäuscht. Weil die Datenlage nicht so umfassend war wie erwartet. Es gibt viel Kritik – am Aufbau der Studie, an der Weitergabe von Daten. Und von manchen sogar an den föderalen Strukturen der Evangelischen Kirche.

Festzuhalten ist: Die Studie ist ein unabhängiges und breit angelegtes, wissenschaftliches Forschungsprojekt. Nicht nur Zahlen, sondern auch die Perspektiven von betroffenen Personen sind durch Interviews, Umfragen und Fallberichte in die Studie eingegangen, die etwa 3,6 Millionen Euro gekostet hat. Und aus diesem Material lässt sich schon sehr vieles ablesen – weshalb die ForuM-Studie durchaus eine systematische, wissenschaftliche Grundlage zur weiteren Aufarbeitung in der Institution Kirche sein kann.

Parallel zur Pressekonferenz wurde 870  Seiten umfassende Studie auf der Website von ForuM zum Download freigegeben. Eine Buchveröffentlichung wird voraussichtlich erst in ein paar Monaten erfolgen, so der Leiter der Fachstelle der EKD.

Eine Erklärung am Anfang:

Was die Abkürzung ForuM bedeutet

Das Akronym ForuM steht für „Forschung zu sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland“. Das unabhängige und breit angelegte wissenschaftliche Forschungsprojekt umfasst ein integrierendes Metaprojekt sowie mehrere Teilprojekte.

Für die Kirche bildet die Aufarbeitungsstudie ForuM eine neue systematische Grundlage für die institutionelle Aufarbeitung. Sie hilft, Zusammenhänge besser zu verstehen und Risiken zu minimieren. Die Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen sollen sowohl die schützende Präventionsarbeit als auch den Umgang mit betroffenen Menschen verbessern.

Die Eckdaten der Studie

  • Die Forschung zur Aufarbeitung wurde von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mit ihren 20 Landeskirchen initiiert.
  • Sie ist auf drei Jahre angelegt.
  • Die Kosten belaufen sich auf zirka 3,6 Millionen Euro.
  • Alle Landeskirchen beteiligen sich an der Finanzierung.
  • Die Forscher*innen arbeiten unabhängig.
  • Der Zugang erfolgt forscherisch über mehrere Wege: ein gehen Perspektiven von betroffenen Personen in Interviews, Umfragen und Fallberichten, auch Perspektiven von beschuldigten Personen. Hinzu kommt der gesellschaftspolitische Zugang.
  • Ebenfalls untersucht werden Akten aus Archiven der Landeskirchen über einen Zeitraum von über 70 Jahren.  

An der Forschung Beteiligte

Beteiligte Institutionen sind die Hochschule Hannover, die Universität Münster, die Bergische Universität Wuppertal, die Freie Universität Berlin, das Institut für Praxisforschung und Projektberatung München, das Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf, das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim sowie die Universität Heidelberg.

Einen wichtigen Beitrag zur Studie leisten außerdem betroffene Personen, die sich als Interviewpartner*innen zur Verfügung gestellt haben.

Ein Verbundbeirat aus externen Wissenschaftler*innen, Betroffenen von sexualisierter Gewalt und kirchlichen Beauftragten begleitet das Forschungsprojekt.

Die Ziele der Studie

Die unabhängige wissenschaftliche Studie hat mehrere Ziele: Einmal soll das Ausmaß des geschehenen Missbrauchs eingeschätzt werden. Dies ist jedoch nur im Hellfeld möglich, also bei Taten, die berichtet und beschrieben wurden.

Noch hilfreicher für dieZukunft der Prävention ist das Ziel herauszuarbeiten, welche strukturellen Bedingungen innerhalb der Institution Taten von sexualisierter Gewalt begünstigt und ermöglicht haben. Hinzu kommt die Frage, welche Bedingungen zu Situationen führten, in denen Taten nicht erkannt, benannt und gestoppt wurden, oder gar vertuscht. Es geht darum, Strukturen und systemische Zusammenhänge zu erkennen.

Denn Kirche muss mit der Tatsache umgehen, dass es sexualisierte Gewalt gab und wieder geben wird. Täter (und seltener Täterinnen) gehen heimlich vor, Taten sind häufig nicht oder schwer zu erkennen. Auch hierfür soll die Studie neue Erkenntnisse liefern, zur Verbesserung der in den Landeskirchen aufgebauten Maßnahmen für fachgerechte Prävention und Intervention.

Die Veröffentlichung

Die Ergebnisse der Studie werden der Öffentlichkeit am 25.01.2024 durch die Forschenden vorgestellt. Sie werden komplex sein. Aus diesem Grund wird die Auswertung ein intensiver Prozess werden, der auf vielen Ebenen vorangetrieben wird.

Die Schlussfolgerungen

Eine zentrale Rolle bei der Auswertung und Rezeption der Ergebnisse spielt das Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland). In ihm arbeiten Betroffenenvertreter*innen und kirchliche Beauftragte zusammen. Unabdingbar ist die Einbindung der gesamten evangelischen Kirche und ihrer Mitglieder, der Synoden aller Landeskirchen und ihrer Bildungseinrichtungen sowie anderer Akteure.

Ein Meilenstein

 

Das Ziel ist, auf der EKD-Synode im November 2024 erste Maßnahmen und Konsequenzen zu benennen.

Der Evangelische Kirchenkreis Dortmund verfügt bereits über verschiedene Maßnahmen der Prävention und Intervention, die auf dieser Website vorgestellt werden. Mit den Erkenntnissen der ForuM-Studie kann und soll der Katalog der Prävention sexualisierter Gewalt und Intervention bei Vorfällen überprüft und verfeinert werden.